Ich habe mich in letzter Zeit wieder vermehrt mit den Charakteren Louis de Pointe du Lac und Lestat de Lioncourt aus Anne Rice‘ „Interview mit einem Vampir“ beschäftigt.

Hauptsächlich schreibe ich jetzt das, was der Film angestoßen hat, da ich das Buch schon eine Weile nicht mehr gelesen habe, eventuell kommt dazu noch mal ein separater Blogpost.

Konkreter Anstoß war das Lied „Moon over Bourbon Street“ von Sting, das von Louis handelt.

Lestat und Louis werden als sehr gegensätzliche Vampire dargestellt.

Lestat der Genusssüchtige, der moral- und skrupellose, der sein Vampirdasein genießt und feiert. Er sieht sich als Raubtier unter Lämmern und hat keinerlei Veranlassung, irgendwelche Bedenken über sein Handeln zu hegen.

Louis dagegen ist ein sehr menschlicher Vampir, mit seiner menschlichen Moral, der an seiner Sterblichkeit hängt.
Im Buch kommt noch sein stark christlicher Glaube hinzu, was seinem Dilemma eine weitere Komponente hinzufügt, die so im Film nicht vorhanden ist, dies ist den Kürzungen geschuldet, um die Dramaturgie zu erhalten. Nicht nur in dem Kontext ist es schade, dass sämtliche homoerotische Anspielungen aus dem Buch gestrichen wurden.

Ich bin nach wie vor fasziniert von Lestat, eben weil er genau das verkörpert, was den Vampir kennzeichnet: Der Überlebensinstinkt, die Mitleidlosigkeit, der raubtierhafte Verführer. Und er sieht gut dabei aus. Ahöm.

Und genau die Abwesenheit dessen (teilweise zumindest, man bedenke das Gemetzel in Paris) macht Louis so interessant; er ist so anders, als man sich den gängigen Vampir vorstellt.
Ein Vampir, der nicht mal unbedingt mit seiner Unsterblichkeit hadert, sondern vielmehr mit seiner Natur als Raubtier und Mörder.
Der sich konstant selbst hinterfragt; der in tiefe Verzweiflung stürzt, nachdem er das Mädchen Claudia gebissen hat.
Sie passt schön in die Theorie, dass Kinder sich schnell an neue Lebensumstände gewöhnen, auch wenn der Begriff an dieser Stelle etwas zynisch erscheint; ja, sie wird sogar ein viel ruchloserer Vampir, als Louis es jemals sein könnte.
Lestat ist zumindest einmal ein guter Lehrer.

Armand ist wiederum eine ganz andere Kategorie, für mich hat er regelrecht resigniert. Er scheint in einer Art Zynismus gegenüber seinem Dasein zu verharren, lebt einfach weiter; weil er zu müde ist zum sterben. Er hatte sichtlich gehofft, dass Louis bei ihm bleibt, ihm hilft, die Welt neu zu entdecken.

Genauso der spätere Lestat, dem wir als völlig verstörten, in der alten Zeit hängengebliebenen Leichnam wieder begegnen, der sich ebenfalls an Louis zu klammern versucht.

Wo ich Armand jedoch keine zehn Jahre mehr gegeben hätte, sehen wir, wie Lestat wieder von selbst auf die Füße fällt und vermutlich sogar einen neuen Vampir erschafft – Daniel Molloy, wodurch sich der Kreis zum Beginn des Films wieder schließt.

Mich würde echt interessieren, wie es mit diesen beiden weitergeht; ich könnte mir vorstellen, dass Daniel ein deutlich wissbegieriger und gleichzeitig ergebenerer Schüler wäre als Louis.

Passend zur Thematik geht es heute Abend (mal wieder) in „Tanz der Vampire“.